Der Copernicus Marine Service veröffentlichte heute seinen fünften Ocean State Report. Der Bericht zeigt auf, wie schnell sich die Ozeane verändern und beschreibt einige der schlimmsten Folgen, darunter den Anstieg des Meeresspiegels.
Der Copernicus Marine Service, der von Mercator Ocean International im Auftrag der Europäischen Kommission implementiert wird, veröffentlichte heute die fünfte Ausgabe seines Ocean State Reports gemeinsam mit einer anschaulichen Zusammenfassung, welche besonders die Auswirkungen des Klimawandels auf die Ozeane veranschaulicht. Der jährlich erscheinende Bericht hebt die wichtigsten beobachteten Trends und ihre Folgen hervor, darunter der rasche Anstieg des Meeresspiegels, die Erwärmung der Meere, die Versauerung des Ozeans, der Sauerstoffmangel im Meer und der Rückgang des Meereises.
Anhand von Satellitendaten, in situ-Messungen und Computermodellen liefert der Ocean State Report einen umfassenden Überblick über den aktuellen Zustand, natürliche Schwankungen und laufende Veränderungen in den Europäischen Meeren und Ozeanen weltweit. Mit Beiträgen von mehr als 150 Wissenschaftler:innen aus über 30 renommierten europäischen Institutionen soll der Report als Bezugswert für die wissenschaftliche Gemeinschaft, nationale und internationale Gremien, Entscheidungsträger und die breite Öffentlichkeit dienen.
Haupterkenntnisse des Ocean State Reports:
-Die Erwärmung der Ozeane und das schmelzende Landeis führen zu einem Anstieg des Meeresspiegels um 3,1 mm pro Jahr
-Die Ausdehnung des arktischen Meereises nimmt stetig ab; zwischen 1979 und 2020 hat die Arktis eine Meereisfläche in etwa der sechsfachen Größe Deutschlands verloren
-Extreme Schwankungen aufgrund von Hitze- und Kältewellen in der Nordsee stehen im direkten Zusammenhang mit Veränderungen im Fischfang von Seezunge, Europäischem Hummer, Seebarsch, Meerbarbe und Taschenkrebsen
-Verschmutzungen durch Industrie und Landwirtschaft führen zur Eutrophierung der Meere und beeinträchtigen die empfindlichen Ökosysteme
-Die Erwärmung der Ozeane und der Anstieg des Salzgehalts haben sich im Mittelmeer in den letzten zehn Jahren verstärkt
-Die Erwärmung des Arktischen Ozeans trägt schätzungsweise fast 4 % zur globalen Erwärmung der Ozeane bei
Um festzuhalten, wie sich der Ozean verändert, konzentriert sich der Bericht auf die wichtigsten Messindikatoren zur Meeresüberwachung (Key Ocean Monitoring Indicators) und analysiert die Auswirkungen dieser Veränderungen. Darüber hinaus enthält der Bericht Abschnitte über die Verwaltung der Ozeane und die Entwicklung neuer Tools und Technologien für die Ozeanüberwachung, zum Beispiel einem neuen, satellitengestützten Plankton-to-Fish-Index, der die Fischindustrie und das Ozeanmanagement unterstützt, oder einem Vorhersagesystem für Quallen im Mittelmeer. Die Ozeanindikatoren selbst sind in drei Gruppen eingeteilt: der physikalische Zustand des Ozeans (Blauer Ozean), seine biologische und biochemische Verfassung (Grüner Ozean) und der Lebenszyklus von Treibeis in den Polarregionen (Weißer Ozean).
Blauer Ozean – Veränderungen und Auswirkungen
Der physische Zustand des Ozeans unterliegt einem beispiellosen Wandel, der sich sowohl auf das menschliche Wohlergehen als auch auf die Meeresumwelt auswirkt. Die Oberflächentemperaturen der Meere sowie die Temperatur in tieferen Wasserschichten nehmen weltweit zu und der Meeresspiegel steigt weiterhin in alarmierendem Ausmaß: Im Mittelmeerraum um rund 2,5mm pro Jahr und weltweit um bis zu 3,1mm pro Jahr.
Diese und andere Faktoren können manchmal zu extremen Ereignissen führen und gefährdete Gebiete treffen, wie beispielsweise Venedig. Im November 2019 führten ein ungewöhnlich hoher durchschnittlicher Meeresspiegel, eine starke Springflut und extreme regionale Wetterbedingungen zu außergewöhnlichen Flutspitzen in der italienischen Stadt, einem sogenannten Acqua-Alta-Ereignis, bei welchem der Wasserstand auf bis zu 1,89 Meter anstieg. Dies war der höchste Wasserstand seit 1966, mehr als 50 % der Stadt wurden überflutet.
Grüner Ozean – Veränderungen und Auswirkungen
Die Verschmutzung durch Nährstoffe aus landbasierten Aktivitäten wie Industrie und Landwirtschaft hat verheerende Auswirkungen auf die Wasserqualität der Ozeane. Zunehmende Eutrophierung führt zu vermehrtem Pflanzenwachstum, was zu einem geringeren Sauerstoffgehalt im Meerwasser führen und sogar das natürliche Sonnenlicht blockieren kann. Das hat oft schwerwiegende Auswirkungen auf die Küstenumwelt und die Artenvielfalt im Ozean. Der Copernicus Marine Service hat daher einen neuen Messindikator für die Überwachung der Ozeane eingeführt, mit dem die jährlichen Durchschnittswerte für eutrophierte und oligotrophierte Gewässer gemessen werden können. Dies soll die Überwachung der europäischen Meere unterstützen und empfindliche Meeresökosysteme vor anhaltenden, menschengemachten Gefährdungen schützen. Aus dem Bericht geht beispielsweise hervor, dass der Sauerstoffgehalt im Schwarzen Meer seit Beginn der Messungen im Jahr 1955 abgenommen hat.
Darüber hinaus hat die Erwärmung der Ozeane zur Folge, dass einige Meeresbewohner in kühlere Gewässer abwandern, was zur Ansiedlung nicht heimischer Arten führt. Ein Beispiel dafür gab es 2019, als der giftige Rotfeuerfisch, der wärmere Gewässer vorzieht, aufgrund der gestiegenen Temperaturen im Mittelmeer vom Suezkanal ins Ionische Meer einwanderte.
Weißer Ozean – Veränderungen und Auswirkungen
Aus dem Bericht geht auch hervor, dass das arktische Meereis weiterhin weit unter dem Durchschnitt liegt und in alarmierendem Tempo abnimmt. In den letzten 30 Jahren hat sich die Ausdehnung und Dicke des arktischen Meereises stetig reduziert. Seit 1979 ist die Eisbedeckung im September, dem Monat, in dem die arktische Eisdecke jedes Jahr wegen des Sommers ihr Minimum erreicht, um 12,89 % pro Jahrzehnt zurückgegangen. Dabei wurde in den letzten beiden Jahren ein Rekordtief erreicht. Ein fortgesetzter Rückgang von arktischem Meereis könnte nicht nur zu weiterer regionaler Erwärmung beitragen, sondern auch zur Erosion der arktischen Küsten und zu Veränderungen der globalen Wettermuster.
„Klimawandel, Umweltverschmutzung und Übernutzung haben eine nie dagewesene Belastung für den Ozean verursacht,“ kommentiert Karina von Schuckmann, Ozeanografin beim Copernicus Marine Service und Vorsitzende des Ocean State Reports. „Ozeane bedecken 71 % der Erdoberfläche, regulieren das Klima der Erde und erhalten das Leben auf dem Planeten. Genaue und zeitnahe Überwachung und Berichterstattung sind entscheidend, um Ozeane besser zu verstehen und uns an ihre Veränderungen anzupassen. Der Ocean State Report liefert einfache und leicht verständliche Parameter um den Zustand des Ozeans sowie seine Variabilität und seine Veränderungen einschätzen zu können. Außerdem unterstreicht der Bericht auch die Notwendigkeit von Kontrollmechanismen und Steuerung, um zusammenzuarbeiten und uns anpassen zu können, damit schädliche Einwirkungen reduziert werden und diese unsere wertvollste Ressource und ihre Ökosysteme geschützt wird.“
Mehr Informationen zum Copernicus Marine Ocean State Report können Sie hier finden:
https://marine.copernicus.eu/news/ocean-state-report-5-summary-now-available
Hier können Sie alle Copernicus Marine Ocean Reports abrufen: https://marine.copernicus.eu/access-data/ocean-state-report
Über den Copernicus Marine Service
Der Copernicus Marine Service oder Copernicus-Meeresumweltüberwachungsdienst (Copernicus Marine Environment Monitoring Service, CMEMS) widmet sich der Beobachtung und Überwachung von Ozeanen sowie Vorhersagen in diesem Bereich. Er wird von der Europäischen Kommission finanziert und von Mercator Ocean International, dem Zentrum für globale Ozeananalysen und -vorhersagen, implementiert. Der Copernicus Marine Service liefert regelmäßig systematische Referenzinformationen über den Zustand des physikalischen und biogeochemischen Ozeans auf globaler und europäischer Ebene. Er bietet zudem Informationen für EU-weite und internationale Richtlinien und Initiativen und trägt bei zur Bekämpfung der Umweltverschmutzung, zum Meeresschutz, der Sicherheit im Seeverkehr und Routenplanung, für eine nachhaltige Nutzung von Meeresressourcen, zur Entwicklung der Nutzung von Meeresenergie, dem Wachstum maritimer Industrie, zur Klimaüberwachung, Wettervorhersagen und mehr. Darüber hinaus soll das Bewusstsein der Öffentlichkeit in Europa und weltweit zu meeresbezogenen Themen gestärkt werden.
Über Mercator
Mercator Ocean International implementiert für die Europäischen Kommission seit 2014 den Copernicus Marine Service. Mercator Ocean International ist eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Frankreich, die ozeanografische Produkte der globalen Ozeane anbietet. Die Wissenschaftler:innen von Mercator Ocean entwickeln und betreiben hochmoderne Computermodelle, die die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft unserer Ozeane in 4D beschreiben und analysieren (Reanalysen, Hindcasts, sowie Analysen und Vorhersagen in nahezu Echtzeit). Mercator Ocean ist zudem eine von drei Organisationen, die im Auftrag der Europäischen Kommission die Copernicus WEkEO DIAS Cloud Computing Plattform implementiert.
Website von Copernicus Marine Service: https://marine.copernicus.eu/
Website von Mercator Ocean International: https://www.mercator-ocean.fr/en/
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