Start Wissenschaft und Technik Uralter Sensationsfund: Die Lanze von Lehringen

Uralter Sensationsfund: Die Lanze von Lehringen

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Das Taschenbuch „Die Lanze von Lehringen“ befasst sich mit einem Jahrhundertfund von 1948.

Lehringen – Etwas ganz Besonderes ist die am 1. April 1948 in einer Mergelgrube bei Lehringen (Kreis Verden) in Niedersachsen entdeckte Lanze. Denn diese zwischen zwei Rippen eines mehr als vier Meter hohen Europäischen Waldelefanten steckende Waffe bewies erstmals, dass Neandertaler aktiv riesiges Großwild jagten und dabei Holzlanzen einsetzten. Das war damals eine Weltsensation und ist heute noch eine.

Mit dem etwa 125.000 Jahre alten Fund aus der Eem-Warmzeit befasst sich das 130seitige, reich bebilderte Taschenbuch „Die Lanze von Lehringen“ des Wiesbadener Wissenschaftsautors Ernst Probst. Seine Spezialitäten sind Themen aus den Bereichen Paläontologie und Archäologie. Zu seinen bekanntesten Werken gehören „Deutschland in der Urzeit“, „Deutschland in der Steinzeit“ und „Deutschland in der Bronzezeit“.

Auf die Lanze war man bei der Bergung von Skelettresten eines Waldelefanten gestoßen, die ein unbekannter Baggerfahrer in der Mergelgrube freigelegt hatte. Eine Stange aus Eibenholz in Besenstielstärke entpuppte sich als Stoßlanze. Sie war durch den Druck des darüberliegenden Mergels oder erst bei der Bergung in sechs oder sieben Teile zerbrochen. 1985 waren es bereits elf und 2014 schon dreizehn Fragmente. Die Angaben über die Gesamtlänge reichen von 2,15 bis zu 2,50 Meter.

Als Entdecker der Lanze von Lehringen werden der ehemalige Mittelschulrektor Alexander Rosenbrock, dessen Tochter Waltraut gemeinsam mit dem ehrenamtlichen Bodendenkmalpfleger Rudolf Biere sowie der ehrenamtliche Kreisarchivpfleger Otto Voigt erwähnt. Der jahrelange Streit zwischen dem Heimatbund Verden und dem Land Niedersachsen über den Verbleib der Lanze endete mit dem Erfolg der Verdener. Seit Juni 1955 bildet der Lehringer Jahrhundertfund eine Attraktion im Domherrenhaus Historisches Museum Verden.

Seit kurzem will eine Arbeitsgruppe in Neddenaverbergen, zu dem Lehringen gehört, die Entdeckung des Waldelefanten und der Lanze von 1948 mehr in den Mittelpunkt der Öffentlichkeit rücken. Großes Aufsehen erregt der Plan, die 3-D-Darstellung eines Waldelefanten und eines urzeitlichen Jägers solle eine Hausfassade an der Dorfstraße zieren. Das spektakuläre Kunstprojekt solle der international erfolgreiche Künstler Frank B. Ehemann aus Neddenaverbergen realisieren, hieß es.

Von anderen Lanzenfunden aus der Altsteinzeit in Europa unterscheidet sich die Lanze von Lehringen dadurch, dass sie im Skelett eines imposanten Großwildes steckte.

Bei Ausgrabungen im Braunkohlen-Tagebau Schöningen (Kreis Helmstedt) in Niedersachsen unter Leitung des Prähistorikers Hartmut Thieme entdeckte man zwischen 1994 und 1998 acht Wurfspeere mit einem Alter zwischen 337.000 und 300.000 Jahren. Mit ihnen waren Wildpferdjäger ausgerüstet gewesen.

Als das älteste bekannte Holzgerät gilt die 1911 in Clacton-on-Sea in Südengland entdeckte mehr als 400.000 Jahre alte Spitze einer Lanze aus Eibenholz. Entdecker war der Amateur-Prähistoriker Samuel Hazzledine Warren (1872–1958), der in einer bekannten altsteinzeitlichen Fundschicht einfache Steinwerkzeuge suchte.

Aus der Altsteinzeit vor etwa 400.000 Jahren stammen hölzerne Lanzenspitzen von den Hügeln Torralba und Ambrona, etwa 150 Kilometer nördöstlich von Madrid in der Sierra de Guadarrama. Auf diesen sich gegenüberliegenden Hügeln lagen Jagdplätze von Frühmenschen.

Umstritten ist die Funktion der Hölzer von Bilzingsleben im Wippertal in Thüringen, die 1998 von Dietrich Mania und Ursula Mania als Teile von zwei Holzlanzen gedeutet wurden. Der Fundplatz Bilzingsleben erlaubt faszinierende Einblicke in das Leben der Jäger und Sammler vor etwa 400.000 Jahren.

Als mögliche Holzlanze betrachtete 1995 der Tübinger Prähistoriker Eberhard Wagner (1930–1999) drei Stücke aus Ahornholz in Stabform mit verjüngter Spitze, die er in der Hauptfundschicht des Steinbruches Haas in Bad Cannstatt (Baden-Württemberg) barg. Bad Cannstatt ist eine von drei ungefähr 300.000 Jahre alten Fundstellen aus der Altsteinzeit, an denen Eberhard Wagner Rettungsgrabungen vornahm.

Ernst Probst und Doris Probst aus Mainz-Kostheim haben zahlreiche Bücher und E-Books über verschiedene Themenbereiche veröffentlicht.

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