(Mynewsdesk) Triest – Rassismus ist auch in Deutschland ein Thema, das machen nicht nur die anhaltenden Proteste deutlich: Laut einer EU-Studie haben 48 Prozent aller in Deutschland lebenden Schwarzen innerhalb von fünf Jahren Rassismus erfahren. „Schon Kinder erleben Ausgrenzung und Diskriminierung. Aber ihre Eltern können sie stärken“, sagt Teresa Ngigi, Psychologin der SOS-Kinderdörfer weltweit. Doch wie können Eltern ihre Kinder vorbereiten? Wie sprechen sie mit ihnen über das Thema? Und wie können sie ihre Kinder am besten unterstützen? Ngigi hat die wichtigsten Tipps zusammengestellt. Die SOS-Psychologin weiß, wovon sie spricht: Als Kenianerin, die mit ihrer Familie in Italien lebt, hat sie selbst Erfahrungen mit Rassismus gemacht.
• Gut informiert sein und die Dynamik von Rassismus verstehen
Bevor Eltern mit ihren Kindern sprechen, sollten sie überprüfen: Verstehe ich selbst die Dynamiken, die rassistische Äußerungen auslösen? „Wenn ein Kind wiederholt Mobbing erfährt, reagiert es typischerweise entweder mit Flucht oder Angriff. So etwas muss ich als Mutter oder Vater erkennen, damit ich meinem Kind helfen kann!“, sagt Ngigi. Wichtig sei auch zu wissen, dass Rassismus nicht angeboren, sondern ein erlerntes Verhalten sei.
• Die eigenen Erfahrungen reflektieren
Viele Eltern mit dunkler Hautfarbe in Europa haben selbst Rassismus erlebt. „Als ich vor 15 Jahren aus Kenia nach Italien kam, musste ich feststellen, dass viele Arbeitgeber meine Qualifikationen nicht anerkannten. Das tat weh, aber deshalb gehe ich nicht davon aus, dass alle Europäer so denken!“, sagt Ngigi. Es sei wichtig, dass Eltern ihre eigenen Erfahrungen reflektieren anstatt Vorurteile aufzubauen und an die Kinder weiterzugeben.
• Den Reichtum der eigenen Kultur bewusstmachen
„Meine Kinder haben sowohl italienische als auch kenianische Wurzeln und sie sind auf beides stolz“, sagt Ngigi. Es stärke die Kinder, wenn die Eltern ihnen ein Bewusstsein für ihre Kultur vermitteln. „Dabei geht es nicht um besser oder schlechter, sondern darum, den Reichtum und die Einzigartigkeit einer jeden Kultur zu feiern!“, sagt Ngigi.
• Dem Kind zuhören
Wenn das eigene Kind aufgrund seiner Hautfarbe gemobbt werde, sei zuallererst wichtig, zuzuhören.“Manche Eltern halten es nicht aus, dass ihr Kind solche Dinge erlebt, und verschließen sich, aber dann bleibt das Kind alleine mit seinen Erlebnissen!“, sagt Ngigi. Entscheidend sei, offen über den Vorfall zu sprechen, dem Kind immer wieder zu vermitteln, dass es nichts falsch gemacht habe und dass die Anfeindungen nichts über ihn oder sie aussagen.
• Eine gute Antwort finden
„Eltern können ihrem Sohn oder ihrer Tochter dabei helfen, selbstbewusst zu antworten, anstatt reflexhaft mit Wut oder Angst zu reagieren“, sagt Ngigi. Ihr eigener Sohn habe im Alter von acht Jahren rassistische Äußerungen durch einen Klassenkameraden erfahren. „Wir haben zusammen überlegt, was er tun kann. Beim nächsten Mal hat er dem Jungen in die Augen geschaut, ihm laut und deutlich gesagt, dass er das nicht möchte und dass der Junge aufhören soll. Das hat funktioniert.“
• Das Umfeld mit einbeziehen
Nicht immer lässt sich ein Vorfall so einfach klären. „Eltern sollten keine Hemmungen haben, zum Beispiel auch die Lehrer mit einzubeziehen und im Umfeld um Unterstützung zu bitten. Jeder rassistische Vorfall muss ernstgenommen und dem betroffenen Kind vermittelt werden: Du hast ein Recht auf einen respektvollen Umgang“, sagt Teresa Ngigi.
In SOS-Kinderdörfern sind alle Kinder gleich
Die SOS-Kinderdörfer sind vielerorts ein lebendiges Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung: Es gehört zu ihren Grundsätzen, Kinder in Not zu unterstützen, unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Im SOS-Kinderdorf Ksarnaba im Libanon wachsen Sunniten, Schiiten und Christen zusammen auf, in den SOS-Kinderdörfern in Ecuador finden sowohl Nachkommen der Ureinwohner als auch der europäischen Einwanderer ein Zuhause und in Indien freuen sich christliche Kinder, die Feste ihrer Hindu-Freunde mit zu feiern – und umgekehrt.
Dieses ist der II. Teil des Rassismus-Ratgebers der SOS-Kinderdörfer. Teil I ist unter https://www.sos-kinderdoerfer.de zu finden. Er gibt Hilfestellung für weiße Eltern, die mit ihren Kindern über Rassismus sprechen wollen.
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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit mehr als 575 Kinderdörfern und rund 2.500 weiteren SOS-Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 137 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.
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