StartPolitik und RechtKinder aus benachteiligten Familien: Shutdown hat fatale Folgen

Kinder aus benachteiligten Familien: Shutdown hat fatale Folgen

Initiative MACH DICH STARK macht mit Starkmacher-Hand auf Benachteiligung bei Bildung aufmerksam

Stuttgart, 18. Mai 2020 – Endlich starten heute in Baden-Württemberg die Abiturprüfungen – für viele Kinder im Land bleibt dieser höchste deutsche Schulabschluss aber unerreichbar. Aufgrund von Armut sind sie in ihren Bildungschancen gravierend benachteiligt, und dieser Nachteil hat sich durch den Shutdown im Zuge von Covid-19 verstärkt. Zeitgleich mit den Abiturprüfungen macht die Initiative MACH DICH STARK mit der Facebook-Aktion „Starkmacher-Hand“ darauf aufmerk-sam, dass diejenigen Kinder und Jugendliche, die vor der Corona-Krise schon im Abseits standen, derzeit noch massiver abgehängt werden. Eine Starkmacher-Hand heißt: Ein Finger einer Hand wird durch rotes Anmalen oder Bekleben besonders hervorgehoben. Dieser steht sinnbildlich für jedes 5. Kind, das in Baden-Württemberg von Armut betroffen ist. Als Solidaritätsaktion lädt die Ini-tiative dazu ein, diese Starkmacher-Hand in den eigenen Social Media-Kanälen zu veröffentlichen und so auch die eigene Hand gegen Kinderarmut zu erheben.

Um Mitstreiter im Kampf gegen Kinderarmut im Südwesten zu vereinen, hat die Caritas Rottenburg-Stuttgart die Initiative MACH DICH STARK ins Leben gerufen. Sie fordert eine landespolitische Antwort auf die weiteren Benachteiligungen junger Menschen durch die Corona-Krise, sowie auf das strukturelle Problem der Bildungsungerechtigkeit. „Die Schließung von Schulen und Kitas hat die bereits bestehenden Ungleichheiten massiv verstärkt“, so Kim Hartmann, Koordinatorin von MACH DICH STARK. Sie betont: „In der Krise wird offenkundig, was man aber schon immer wusste: Die Herkunft entscheidet über die Chancen der Kinder.“

Laut MACH DICH STARK fehlt es sozial benachteiligten Familien nicht nur an der notwendigen digitalen Infrastruktur für das Homeschooling. Auch die räumliche Enge in oft zu kleinen Wohnungen und familiäre Konflikte beeinträchtigten das Lernen. Viele Eltern könnten ihre Kinder zuhause kaum bis gar nicht unterstützen oder motivieren. Ihnen fehle es durch die berufliche Situation an Zeit oder sie seien aufgrund der eigenen Bildungsbiografie überfordert. Gerade der Präsenzunterricht in den Schulen sei deswegen so wichtig, weil Schule nicht nur Bildung vermittle. Sie übernehme für Schü-ler auch eine externe Versorgungsstruktur, etwa durch das kostenfreie Mittagessen. Zudem habe die Schule eine wichtige Schutzfunktion: Für viele dieser jungen Menschen sei sie ein Ort der Sicherheit und Unterstützung durch Freunde und pädagogische Fachkräfte.

Neben dem angestoßenen Präsenzunterreicht wird es auch weiterhin Homeschooling geben. Die Initiative MACH DICH STARK betont die Notwendigkeit von verbindlichen Mindestanforderungen, die Homeschooling erfüllen müsse. Eine landesweit konkrete Verständigung darüber sei notwendig, wie sozial benachteiligte Kinder einen besseren Zugang zu den Lerninhalten – auch durch digitales Lernen – bekommen. Die Ankündigung, dass das Kultusministerium in den Sommerferien freiwillige Lern- und Förderangebote macht, reiche hier nicht aus. Mit der zu begrüßenden Investition in technische Grundausstattung sei es nicht getan – benachteiligte Kinder bräuchten dringend konkrete Ansprechpartner, die sie beim Homeschooling begleiteten.

Dossier zu Kinderarmut im Zusammenhang mit Covid-19
Ein Dossier unter www.mach-dich-stark.net bündelt themenspezifische Beiträge, die die Auswirkungen der Corona-Pandemie im Zusammenhang mit Kinderarmut aufzeigen. Aspekte sind etwa Bildung, Gesundheit, Teilhabe und auch Mobilität.

Weitere Informationen zur Starkmacher-Hand und MACH DICH STARK unter
www.mach-dich-stark.net/starkmacher-hand
www.facebook.com/Starkmacher/
https://twitter.com/_starkmacher

MACH DICH STARK sieht Förderung als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Die Initiative verfolgt das Ziel, Menschen, Organisationen und Institutionen im Kampf gegen Kinderarmut zu vereinen und dafür zu sorgen, dass allen Kindern Entwicklung und Teilhabe ermöglicht wird. Derzeit gibt es 25 Partner (Stiftungen, Fonds, Unternehmen, Künstler, Bildungsträger, Politi-ker sowie Verbände), die das Anliegen unterstützen. MACH DICH STARK will in Baden-Württemberg eine Bildungspolitik mitgestalten, die alle Kinder fördert und ihnen Bildungserfolg er-möglicht. Möglich wird dies beispielsweise durch gezielte individuelle Förderung. MACH DICH STARK ist hier aktiv: Durch eigene Projekte werden Kinder verschiedener Herkunft in ihrer Lese- und Sprachkompetenz unterstützt oder durch Lernbegleitung per Video auch in Corona-Zeiten im Homeschooling von Ehrenamtlichen unterstützt.

Der Caritasverband Rottenburg-Stuttgart e.V. ist der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche in der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Als Spitzenverband der Freien Wohlfahrtspflege in Baden-Württemberg engagiert er sich politisch für die Interessen von armen, benachteiligten und hilfebedürftigen Menschen und tritt gegen deren Ausgrenzung ein. Regional und landesweit vertritt er die Interessen von 2.000 katholischen Einrichtungen und Diensten in wichtigen Fragen pflegerischer und sozialer Arbeit. Insgesamt arbeiten unter seinem Dach 36.000 hauptamtliche und genauso viele ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In neun Caritasregionen bietet der Caritasverband soziale Dienstleistungen für Kinder, Jugendliche und Familien, alte und pflegebedürftige Menschen, Menschen mit Behinderung, Arbeitslose, Wohnungslose, Menschen mit Fluchterfahrung oder mit einer Suchterkrankung an.

Kontakt
Diözesancaritasverband Rottenburg-Stuttgart
Eva-Maria Bolay
Strombergstraße 11
70188 Stuttgart
0711/2633-1288
bolay@caritas-dicvrs.de
http://www.caritas-rottenburg-stuttgart.de

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