In der heutigen sich ständig verändernden, technologiegetriebenen Geschäftswelt ist es für Softwareanbieter und BeraterInnen einfach, eine umfassende Lösung für die digitale Transformation zu versprechen. Allerdings besteht die Herausforderung darin, dieses Versprechen auch einzulösen.
Oft sind solche Versprechen plakativ formuliert und überladen mit Branchenjargon sowie hochtrabenden Paradigmen, die eher als Ablenkung dienen anstatt als Lösung. Wenn Unternehmen sich bei ihrer Digitalisierung auf einen eingeschränkten vertikalen Ansatz konzentrieren, anstatt umfassendere horizontale Taktiken zu verfolgen, bereiten sie sich selbst auf ein Scheitern vor, selbst wenn sie erfahrene Führungskräfte auf C-Level haben.
In ihrem Buch „Tribal f*cks Up Digital“ bieten Klaus Imping und Michael Ciatto einen sachlichen Blick auf einige der häufigsten Technologiefallen, die mit digitalen Transformationsprozessen einhergehen. Indem die LeserInnen verstehen, wie sie diese Fallstricke vermeiden können, werden sie die negativen Konsequenzen besser erkennen, die auftreten können, wenn sie von Buzzwörtern und verwirrenden Geschäftsprozessabkürzungen geblendet werden, auch wenn diese gut gemeint sind.
Im Folgenden werden die Gefahren des bloßen Diskutierens und Nichthandelns erörtert und was passiert, wenn ein strikter Fokus auf Technologie von trendigen Axiomen angetrieben wird.
Kollaborative Wörter: 1, End-to-End-Aktionen: 0
Innovation klingt verlockend. Viele Unternehmen können ihre Anforderungen angemessen darlegen, einen Business Case skizzieren und einen Ansatz evaluieren, um ihre aktuellen Schmerzpunkte anzugehen. Doch die eigentlichen Engpässe treten auf, wenn sie unvorsichtigerweise versuchen, einen veralteten Mangel nach dem anderen zu beheben.
Anstatt eine Lösung für eine echte digitale End-to-End-Transformation zu finden, geraten Unternehmen in die gefährliche Legacy-Falle – eine metaphorische Barriere aus inkonsistenten Prozessen und rudimentären digitalen Tools. Wie können diese gefährlichen Fallstricke vermieden werden? Ein einfacher dreistufiger Ansatz soll im Folgenden untersucht werden:
1. Realistisch bleiben: Die tatsächlichen Probleme im Unternehmen sollten entlarvt werden. Dabei geht es darum, realistisch hinsichtlich dessen zu bleiben, was gelöst werden soll und wie diese Transformation mit den strategischen Zielen und den Auswirkungen der identifizierten Lücken zusammenhängt. Eine klare Problemstellung ermöglicht es, die Anforderungen der Lösungen besser zu erfüllen.
2. Anpacken und gemeinsam daran arbeiten: Mitarbeitende aus verschiedenen Ebenen des Unternehmens sollten einbezogen werden. Indem Mitarbeitende auf verschiedenen Ebenen dazu ermutigt werden, maßgeblich dazu beizutragen, wird das Änderungsmanagement zu einem kollektiven, kollaborativen und iterativen Prozess. Ein einzelnes Team wird erkennen, dass es gemeinsam am Erfolg des Unternehmens arbeitet, anstatt nur seine individuellen Rollen oder Auswirkungen zu berücksichtigen.
3. Darauf achten, nicht nur nach oben zu schauen: Das Team sollte die Möglichkeit haben, ein neues Betriebsmodell zu entwickeln, indem alle Dimensionen und ihre daraus resultierenden Konsequenzen betrachtet werden – einschließlich der Gesamtorganisation und der Möglichkeit, Ressourcen neu zu skalieren. Indem das Gesamtbild betrachtet wird, werden Unternehmen bald erkennen, dass eine umfassende digitale Geschäftsprozesstransformation eine 90-Grad-Wende erfordert: von vertikal zu horizontal.
Die Technologie in Angriff nehmen, bevor man von ihr beherrscht wird
Es mag kontraintuitiv erscheinen, aber bei der Digitalisierung ist die Technologie in der Regel nicht das Hauptproblem. Die eigentlichen Hindernisse treten eher in den Prozessen und Arbeitsabläufen auf, die mit den betrieblichen Aspekten der Technologie verbunden sind. Wenn Unternehmen sich nicht die Zeit nehmen, die tatsächliche Bedeutung der Begriffe, Produkte und Prozesse zu verstehen, die ihr aktuelles Geschäftsmodell definieren, beginnt das eigentliche Problem. Mit anderen Worten, digitale Transformation, die oberflächlich ist, wird zwangsläufig zu digitaler Transformation führen, die unzureichend ist, insbesondere wenn die Konzepte keine Substanz haben. Wie kann diese gefährliche Falle vermieden werden? Mit gutem, altmodischem, kritischem Denken.
Definieren, bevor geliefert wird: Klare Definitionen verhindern Missverständnisse. Die Verwendung von Schlagworten ohne klare Definition lässt Raum für unterschiedliche Interpretationen und Missverständnisse. Ohne Definitionen können Abteilungen Konzepte auf der Grundlage ihrer eigenen Vision anpassen, was dazu führt, dass Stammesprozesse und Silos weiterhin ermöglicht und institutionalisiert werden.
Hinterfragen: Wenn nicht verstanden wird, wie eine Technologie speziell mit dem Geschäftsprozess oder Konzept in Verbindung steht, wird es wahrscheinlich auch niemand umsetzen. Statt sich auf ein technologisches Konzept zu konzentrieren, sollten die transformierenden Aspekte hinterfragt werden und wie die Geschäftsprozesse verändert werden. Und wenn es nicht erklärt werden kann? Das sollte eine klare Warnung sein, dass man von Technologie vereinnahmt wird und in den Abgrund aus Buzzwords und schlechten digitalen Einführungserfahrungen sozusagen stürzt.
Der Erfolg der digitalen Transformation liegt in der Fokussierung auf Prozessen und Menschen. Indem man sich auf eine fundierte Entscheidungsfindung verläßt anstatt auf vorgefertigte Technologielösungen, wird die Roadmap zur Vermeidung von Fallstricken folgen. Wenn Unternehmen nach Lösungen suchen, die ihren individuellen Anforderungen entsprechen, anstatt ihre Prozesse in einen One-Solution-Fits-All-Ansatz zu zwängen, profitieren alle.
Die Scheuklappen sollten abgenommen werden und man sollte sich der Ursachen bewusst werden und sich von Mainstream-Paradigmen befreien. Es ist an der Zeit, die Herausforderungen der digitalen Transformation anzugehen.
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