eine Weihnachtsgeschichte
Es war einmal vor langer Zeit, da machten sich Paul und Marie große Sorgen um ihre Eltern. Die beiden waren erst 6 und 7 Jahre alt, aber sie konnten sich noch gut erinnern wie es früher war. Ihre Eltern gingen oft mit ihnen in den nahegelegenen Tierpark, auf den Spielplatz oder irgendwo anders hin. Es war eine glückliche Zeit. Abends saßen sie gemütlich auf der Couch und redeten miteinander oder schauten zusammen einen Film. Auch für die Kinder hatten sie immer ein nettes Wort und vor allem Zeit. Klaus, der Papa ist vor ein paar Jahren befördert worden, es gab eine große Feier. Und auch Frieda, die Mamma stieg beruflich auf. Die Kinder dachten, jetzt würde alles noch viel schöner und besser. Das Gegenteil war der Fall. Ihre Eltern sprachen kaum noch miteinander und wenn, dann stritten sie. In letzter Zeit stritten sie fast nur noch. Die beiden liebten ihre Eltern und hatten Angst das einer von ihnen gehen würde. Es fielen öfters solche Sätze wie „Du kannst bald sehen, wie du allein klarkommst“ oder „Ich bin eh bald weg“. Sie beschlossen den Weihnachtsmann um Hilfe zu bitten, jemand anders viel ihnen nicht ein. Also schrieben sie einen Brief an den Weihnachtsmann, Weihnachtspostfiliale in 16798 Himmelpfort. Es waren noch acht Wochen Zeit bis Heilig Abend. Sie hofften so sehr, dass er ihnen helfen und ein kleines Wunder geschehen würde. Zwei Wochen später, als Klaus mal etwas früher nach Hause kam, stand die Wohnungstür einen Spalt offen. Die Kinder waren noch in der Schule und Frieda war noch auf Arbeit. Waren Einbrecher in der Wohnung? Klaus rief die Polizei. Doch diese fand weder einen Einbrecher, noch Beschädigungen an der Tür, die auf einen Einbruch hinwiesen. Es fehlte auch nichts, außer ihren Fotoalben. Doch welcher Dieb würde Fotoalben stehlen? Vielleicht hatten sie sie auch verlegt, sie hatten schon lange keine Fotos mehr angeschaut. Als Frieda nach Hause kam, schrie Klaus sie an. Du hast die Tür offenstehen lassen, jetzt sind unsere Fotoalben weg! Frieda sagte, ich habe ganz sicher abgeschlossen. Klaus entgegnete, als ich heimkam stand sie aber offen und die Polizei hat keine Einbruchsspuren gefunden. Die Kinder, welche Frieda gerade von der Schule abgeholt hatte, hörten und sahen alles mit an. In diesem Moment kamen die zwei Polizisten zurück. Sie hatten sich ein bisschen in der Nachbarschaft umgehört. Sie sagten, die Nachbarn haben auch nichts gesehen, bis auf die zwei, die behaupten, vor ihrem Hause habe ein Schlitten mit zwei Rentieren geparkt. Die Kinder sahen sich verdutzt an. Der Polizist sagte noch: Es ist aber noch ein bisschen früh für den Weihnachtsmann, wir haben noch nicht einmal Schnee, vermutlich haben die zwei Nachbarn zu tief in die Flasche geguckt. Die Tage und Wochen vergingen und es wurde immer schlimmer. Als Klaus und Frieda mit den Kindern am 24.12 fast gleichzeitig nach Hause kamen, ging sofort der Streit darum los, wer vergessen hatte Geschenke für die Kinder zu kaufen. Es störte sie scheinbar nicht, dass die Kinder direkt dabeistanden. Sie bemerkten anfangs nicht einmal, dass ein herrlich geschmückter Weihnachtsbaum im Wohnzimmer stand. Marie stupste ihre Mutter an und sagte, es ist Heilig Abend, da darf man nicht streiten. Frieda und Klaus hielten inne. Erst jetzt wurde ihnen bewusst, wie dumm dieser Streit war, vor allem vor den Kindern. Klaus sagte, wir haben aber keine Geschenke für euch. Darauf sagte Paul, wir wollen auch gar keine Geschenke außer eins. Klaus sagte, auch dieses eine können wir euch leider nicht geben, die Geschäfte sind schon zu. Marie sagte, das muss man nicht kaufen, man kann es einfach tun. Dann sagte Paul, das größte Geschenk für uns wäre, wenn ihr aufhört zu streiten und euch wieder vertragt, so wie früher. Klaus schaute zu Frieda und Frieda zu Klaus. Dann setzten sie sich wortlos auf die Couch. Jetzt sahen sie auch den Weihnachtsbaum und die zwei Geschenke die darunter lagen. Frieda schaute zu ihren Kindern und fragte, ist das von Euch. Beide schüttelten den Kopf. Und der Weihnachtsbaum? Paul sagte, das muss alles der Weihnachtsmann gebracht haben.
Klaus wollte sich das große Geschenk holen, doch er hielt kurz inne, und dachte, wenn ich mir das große nehme gibt es sicher wieder Streit. Also holte er es und gab es Frieda. Sie schob es ein Stück zu ihm. Dann öffneten sie es gemeinsam. Es war ein Buch darin. Auf dem prächtigen Einband stand in goldener Schrift „Was uns verbindet“. Als sie es aufschlugen, saßen sie einen Moment da wie versteinert. In dem Buch stand viel über ihre gemeinsame Zeit. Von dem Tag an als sie sich kennenlernten, mit Bildern und so vielem was sie zusammen erlebt hatten. Es gab niemand, der das alles wissen konnte. Doch darüber dachten die zwei nicht nach. Wie gebannt lasen sie zusammen das Buch. Mittlerweile hatten sie sich aneinander gekuschelt. Irgendwann stand Klaus auf und sagte bitte nicht weiterlesen bis ich zurück bin. Ich will nichts verpassen. Er heizte den Kamin an und brachte eine Flasche Wein und zwei Gläser mit. Sie lasen, mittlerweile eng umschlungen das Buch. Wie schön diese Zeit damals war. Sie erlebten jeden Moment noch einmal in ihren Gedanken. Klaus schmeckte auf einmal wieder den Geschmack von Friedas Küssen. Er spürte ihre zarte Haut und Verlangen stieg in ihm auf. Frieda ging es genauso, auch sie spürte wieder diese magische Kraft, die sie schon immer zu Klaus hingezogen hatte. Sie sah auch wieder seine leuchtenden Augen, durch die sie einst auf ihn aufmerksam wurde. Aller Groll zwischen den beiden war gewichen. Auf einmal waren sie glücklich wie lang nicht mehr. Könnten wir doch diese Zeit zurückholen, sagte Klaus leise. Frieda versuchte ein paar Tränen zurück zu halten. Es gelang ihr nicht. Die Kinder hatten sich längst zurückgezogen, sie wollten jetzt, wo alles so gut lief, nicht stören. Auf einmal, sie waren noch nicht mal bei der Hälfte des Buches angekommen, gab es nur noch leere Seiten. Auf der ersten leeren Seite klebte ein Post-it. Darauf stand: Entscheidet selbst, wie es weitergeht. Das Buch endete etwa da, wo die beiden begannen, nach den hohen Sprossen der Karriereleiter zu greifen. Frieda holte das andere Geschenk. Sie packten es wieder gemeinsam aus. Es war auch ein Buch darin, ein sehr kleines.
Auf dem Goldfarbigen Einband stand mit schwarzer Schrift: „Was uns entzweit“. Als sie es aufschlugen, fanden sie darin nur eine einzige Seite. Darauf Stand: Vergessen, was uns verbindet. Kein Wort mehr. Anfangs waren sie verwirrt. Was sollte das bedeuten? Dann schauten beide fast gleichzeitig auf das große Buch. „Was uns verbindet“, stand da groß. Jetzt begriffen sie was gemeint war. Frieda sagte vielleicht ist es möglich. Klaus fragte, was ist möglich? Diese Zeit zurückholen, sagte Frieda. Klaus: Aber wie? Darauf antwortete Frieda, wenn wir beide unsere Karriereambitionen begraben, dann haben wir Zeit für uns und die Kinder. Mir ist es jetzt ganz klar geworden, Glück, Harmonie und Zufriedenheit kann kein Geld und auch kein Ansehen in der Firma aufwiegen. 6 Tage die Woche und fast jeden Tag 10 Stunden, das konnte nicht gutgehen. Klaus sagte, du hast Recht, aber das wird nicht einfach. Jetzt sollten wir aber die Kinder holen und uns bedanken. Das kann nur von ihnen kommen, es passt zu gut zu ihrem Wunsch. Und ich will wissen wer ihnen alles geholfen hat, kein Mensch außer uns weiß das alles, es kannst also nur du gewesen sein. Frieda sagte, geht es jetzt schon wieder los mit Schuldzuweisungen? Nein, sagte Klaus, denn wenn es so wäre, bin ich dir nicht böse, im Gegenteil. Doch du warst genau so überrascht wie ich, also denke ich, die Hilfe kam von jemand anderem. Sie holten die Kinder und bedankten sich. Die beiden sagten fast gleichzeitig: „Das ist nicht von uns“, das ist vom Weihnachtsmann. Weil heute Heilig Abend ist, will ich es auf dieser Geschichte beruhen lassen, antwortete ihr Vater. Frieda fragte eher aus Spaß, habt ihr einen Wunschzettel zum Weihnachtsmann geschickt? Marie sagte, so ähnlich. Wir hatten Angst, dass ihr euch trennt und wir wollten das ihr euch wieder liebhabt, da haben wir den Weihnachtsmann um Hilfe gebeten. Das war Zuviel. Klaus und Frieda brachen in Lachen aus. Die Kinder lachten einfach mit, es war eine gefühlte Ewigkeit her, dass ihre Eltern gelacht hatten.
Klaus und Frieda steckten im Job zurück. In Anbetracht des bisher geleisteten waren ihre Chefs gnädig und die Gehaltseinbußen vielen kleiner aus, als erwartet. Der Plan ging auf, sie hatten wieder Zeit für sich und die Kinder. Feierabend war auch wieder Feierabend und nicht die Planung und Vorbereitung auf den nächsten Arbeitstag. Sie konnten wieder erleben wie Paul und Marie heranwuchsen. Sie hatten es geschafft, diese Zeit zurück zu holen. Paul und Marie waren glücklich wie lange nicht mehr, endlich waren sie wieder eine richtige Familie. Ihre Eltern schrieben jede Woche etwas in das große Buch. Es waren nur schöne Sachen.
Irgendwann gründeten auch Paul und Marie eine Familie. Paul erzählte seiner Frau und Marie ihrem Mann von den Büchern. Beide Familien begannen, in einem Buch ihre schönen Momente aufzuzeichnen. Wenn es einmal hart würde, hatten sie sich gegenseitig versprochen, würden sie zuerst dieses Buch lesen.
Auch heute noch, hört man um die Weihnachtszeit, aus vielen Teilen der Welt, dass bei Menschen die sich lieben und trotzdem nicht mehr zueinander finden, plötzlich zwei Bücher auftauchen. Ein großes und ein kleines. Über das große hört man nicht viel, aber das kleine, hat immer nur eine Seite.
Eine kleine Weihnachtsgeschichte von:
Peter Ritter
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