Am 1. Juni ist Internationaler Kindertag. Obwohl sich die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen in den letzten Jahren stark verbessert hat, haben Kleinkinder nach wie vor häufig schlechte Milchzähne.
Die frühkindliche Karies ist nicht nur ein Problem, das Zähne und Mund betrifft, sondern sie hemmt insgesamt die gesunde Entwicklung von Kindern. „Besonders in den ersten Jahren nach dem Durchbruch der Zähne in den Mund sind Zähne besonders empfindlich“, erläutert Dr. Reinhard Schilke, Klinik für Zahnerhaltung, Parodontologie und Präventive Zahnheilkunde der Medizinischen Hochschule Hannover. „In dieser Zeit entwickelt sich Karies deutlich schneller als in späteren Lebensabschnitten.“ Das zeigen auch Zahlen aus wissenschaftlichen Studien. Zwar haben die meisten Kinder in Deutschland heute kariesfreie Zähne. Der Einsatz von Fluoriden aber auch Maßnahmen der Individual- und Gruppenprophylaxe zur Zahnpflege in Kita und Schule haben in den letzten Jahren zu einem deutlichen Rückgang von Karies geführt. So sind laut aktueller Deutscher Mundgesundheitsstudie bei acht von zehn der zwölfjährigen Kinder die bleibenden Zähne durch gute Zahnpflege kariesfrei. Jedoch sieht dies bei den Milchzähnen anders aus: Etwa die Hälfte der sechs- bis siebenjährigen Kinder hat bereits Zähne mit Karies.
Frühkindliche Karies: schlechte Zähne bei Kleinkindern
Insbesondere die frühkindliche Karies bei Kindern unter drei Jahren stellt nach wie vor ein großes Problem dar. Sie ist bei Kleinkindern eine der häufigsten Erkrankungen und kann die weitere Entwicklung der Kinder wesentlich beeinträchtigen. Erste Anzeichen einer frühkindlichen Karies sind weiße, entkalkte Flecken auf den betroffenen Milchzähnen. Eltern nehmen meist erst die typischen braunen Verfärbungen einer ausgeprägten Karies war. Bleibt dies ohne Behandlung, können die Zähne tief zerstört werden, Schmerzen oder sogar Abszesse entstehen und Zahnverlust drohen. Die Behandlung ist in dieser Lebensphase oftmals nur unter Vollnarkose möglich. Dies ist ein Eingriff, der deutliche Risiken besitzt. Bei einem Großteil der Kinder mit frühkindlicher Karies sind die oberen Schneidezähne betroffen. Aufgrund der häufigen Ursache sprechen Zahnmediziner von einer sogenannten Nuckelflaschenkaries.
Kein Dauernuckeln an der Flasche!
Ist die Nuckelflasche als ständiger Begleiter mit Milch, süßem Tee oder Saft gefüllt, besteht die Gefahr für schlechte Zähne, eine sogenannte Nuckelflaschenkaries. Bakterien im Mund verwandeln Zucker zu Säure, die den Zahn entkalkt und langsam zerstört. Auch natürlicher Zucker in Fruchtsäften kann Ursache für schlechte Zähne sein. Enthalten die Getränke zusätzlich Fruchtsäure, wird dieser Effekt verstärkt. Auch das Verdünnen der Säfte mit Wasser hilft nicht gegen Zahnschäden. Eltern sollten ihren Kindern die Nuckelflasche nicht zum Dauernuckeln überlassen. Idealer Durstlöscher ist Wasser. Sobald das Kind im Alter von etwa 9 Monaten sitzen kann, sollte es sich daran gewöhnen, aus dem Becher zu trinken. Ab dem ersten Geburtstag sollten Eltern keine Nuckelflasche mehr geben. Auch Kinder, die noch sehr lange gestillt werden, nachdem die ersten Zähne da sind, haben ein erhöhtes Risiko für Karies. Nuckelflasche und Stillen dürfen also kein Mittel zur Beruhigung des Kindes sein. Beides sollte rein der Nahrungsaufnahme dienen. Regelmäßiges Zähneputzen hilft aber gegen die Zahnzerstörung. Eine zahngesunde Ernährung mit wenig Zucker beugt ebenfalls schlechten Kinderzähnen vor. Insbesondere sollten Eltern auf zuckerreiche Kinderprodukte wie z.B. Quetschies verzichten. Besser ist frisches Obst.
Schlechte Zähne bei Kindern hemmen gesunde Entwicklung
Frühkindliche Karies ist nicht nur ein ästhetisches Problem. Denn gesunde Milchzähne sind nicht nur ein Platzhalter für die bleibenden Zähne, sondern sie sind auch die Voraussetzung für eine gesunde Entwicklung von Kindern. Denn gehen schlechte Zähne frühzeitig verloren, kann dies das Kauen von fester und gesunder Nahrung beeinträchtigen und auch die Ursache einer Störung der Sprachentwicklung sein. Müssen z.B. die Frontzähne durch eine frühkindliche Karies entfernt werden, ohne dass die bleibenden Zähne direkt nachwachsen, fehlen wichtige Anlagerungspunkte für die Zunge beim Sprechen. Das Kind kann z.B. die S-Laute nicht mehr richtig bilden, es lispelt. Zudem erleben Kinder vor allem beim Verlust der Schneidezähne nicht selten eine soziale Ausgrenzung. Auch haben Kinder mit kariösen Milchzähnen häufiger Karies an den bleibenden Zähnen.
Vorsorge beim Zahnarzt ab dem ersten Zahn
Sobald der erste Milchzahn durchgebrochen ist, sollten Eltern mit ihrem Baby einen Vorsorgetermin bei ihrer Zahnärztin oder ihrem Zahnarzt wahrnehmen. Dabei geht es zunächst darum, die Eltern zum richtigen Zähneputzen, zu zahngesunder Ernährung und dem richtigen Einsatz von Fluoriden zu beraten. Bei den Terminen wird gleichzeitig durch einen kindgerechten Umgang eine angstfreie Beziehung zur Zahnarztpraxis und zwischen Kind und Zahnärztin oder Zahnarzt aufgebaut. Dabei werden erste Untersuchungen auf dem Schoß der Eltern vorgenommen. Für Säuglinge und Kleinkinder übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen regelmäßige zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen – ähnlich der kinderärztlichen Vorsorge. So finden zwischen dem 6. und 33. Lebensmonat die ersten drei Untersuchungen statt. Sie sind auf die kinderärztlichen Vorsorgen U5 bis U7 abgestimmt. Es folgen ab dem 34. bis 72. Lebensmonat drei weitere Früherkennungen beim Zahnarzt analog der kinderärztlichen Untersuchungen U7a bis U9. Eltern können sich daran orientieren, parallel zur kinderärztlichen Vorsorge auch immer einen Kontrolltermin beim Zahnarzt zu vereinbaren. Zusätzlich übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen zweimal im Kalenderhalbjahr das Auftragen von Fluoridlack zur Vorbeugung von Karies.
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