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Senf gehört auf die Wurst und nicht auf den Acker

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Zwischenfruchtanbau ist wichtig für stabile Erträge, muss aber ganzheitlich betrachtet werden

„Senf gehört auf die Wurst und nicht auf den Acker“, ist von Christoph Felgentreu bei jeder passenden Gelegenheit zu hören, meist bei Vorträgen zu Zwischenfrüchten. Dieser flapsig gemeinte Spruch hat einen tieferen Hintergrund: In Deutschland ist der Anbau von Senf als Zwischenfrucht eine beliebte Wahl. Senf keimt schnell aus, ist anspruchslos und frohwüchsig. Christoph Felgentreu ist einer der Pioniere einer zukunftsfähigen Landwirtschaft und Experte für Zwischenfrüchte. Mehr als 25 Jahre hat er diesen Bereich bei der DSV verantwortet und intensiv zu Zwischenfruchtmischungen geforscht. Im Mittelpunkt stehen für ihn die natürlichen Prozesse des Bodens und der Pflanzen.

Das komplexe System verstehen lernen

Das Begrünungsmanagement auf den Betrieben ist ein komplexes System, das teilweise ein radikales Umdenken erfordert. Auch ist Erfahrung und Wissen gefragt, um die richtigen Kulturen und Zwischenfrucht- oder Untersaatmischungen zusammenzubringen und damit den größtmöglichen Nutzen zu erreichen. Die gemeinnützige Ökologische Wissensakademie und Christoph Felgentreu begleiten mit einem Zukunftstraining die Landwirte über die gesamte Vegetationsperiode hinweg und helfen, die Bewirtschaftungsmethoden nach und nach umzustellen. Ziel ist es, die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu verbessern und die Böden nachhaltig aufzubauen. Ein wichtiger Schwerpunkt ist das Begrünungsmanagement. Mehr Informationen zum Zukunftstraining gibt es über nachfolgenden Link: https://www.öwa.org/training/

Umfangreiche Versuche

Bei der SGL GmbH in Erftstadt, einem Familienunternehmen, das sich als Hersteller von Saatgut vor allem der Boden- und Pflanzengesundheit verschrieben hat und in diesem Rahmen ein umfangreiches Versuchswesen im Rheinland und in Üplingen in der Magdeburger Börde betreibt, wurden 2020 gemeinsam mit dem Max-Planck-Institut verschiedene „Solisten“, also der Anbau von einzelnen Kulturen und Pflanzenarten als Zwischenfrucht, genauer betrachtet. Senf zum Beispiel hat eine schlechte Durchwurzelung des Bodens und wenig positive Auswirkungen auf die Strukturbildung. Es kommt zu Nährstoffverlusten und es besteht trotz des Bodenbewuchses Erosionsgefahr. Ein besonderes Problem ist die geringe Interaktion zwischen den Pflanzen und dem Bodenleben. Glykosinolate aus Senf können das Wurzelwachstum der Bestände bremsen, da sie nützlichen Pilzen im Boden stark entgegenwirken, wurde im Rahmen des Catchy-Projektes der Universität Bremen in Zusammenarbeit mit der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf und anderen Forschungseinrichtungen herausgefunden. Wohl haben Senf wie auch andere Pflanzen mit ihren Eigenschaften eine wichtige Funktion in Pflanzengemeinschaften, also Zwischenfruchtmischungen. Nur: Auf die richtige Mischung kommt es an.

Das Bodennahrungsnetz ist die Grundlage

Dr. Christine Jones, eine australische Bodenbiologin, prägte den Begriff „liquid carbon pathway“ für einen der wichtigsten Lebensprozesse der Erde und Grundlage allen Lebens: Zur Ernährung des Bodenlebens pumpen die Pflanzen große Mengen an Kohlenstoff in Form von Zuckerlösungen in den Boden, die sie mit Sonnenenergie und CO2 über die Photosynthese herstellen. Die Pflanzen sind der wichtigste Energieproduzent und die „Nahrungsgrundlage“ für alle Prozesse, die im Boden stattfinden. Arbeitet dieser Produzent für längere Zeit nicht, hat das deutliche Auswirkungen auf das Bodenleben und damit auf die Bodenstruktur. Auf Feldern ohne Bewuchs gehen Nährstoffe verloren und es kommt zu Erosion durch Wind und Wasser. Die damit einhergehenden Verluste können durch Düngung oder Bodenbearbeitung nicht ausgeglichen werden. Eine einzelne Zwischenfrucht, wie der Senf oder der Buchweizen, kann diese Aufgaben nicht erfüllen. Bleiben die Felder nach der Ernte ohne Bewuchs, fällt der Boden in der Zeit der höchsten Sonneneinstrahlung im Sommer als Energiespeicher und Nahrungsgrundlage aus. Die Temperaturen im Boden sind zudem deutlich höher als bei einer bewachsenen Fläche. Es kommt zu einer Schädigung des Bodenlebens und zu einer Beeinträchtigung der Wachstumsbedingungen für Folgekulturen. Ab 55 °C entsteht ein 100-prozentiger Wasserverlust durch Verdunstung, ab 60 °C sterben die Bakterien ab. Ein funktionierendes Bodennahrungsnetz ist jedoch die Grundlage für hohe Erträge und gesunde Bestände.

Das Biomax-Prinzip

Vielfalt ist das Grundprinzip beim Anbau von Zwischenfrüchten. Mindestens fünf Arten sollte eine Mischung enthalten, Leguminosen und Nicht-Leguminosen, unterschiedliche Gräser, Kleearten wie Inkarnatklee und natürlich der altbekannte Senf oder Winterfutterraps. Jede der Pflanzenarten und Pflanzenfamilien besitzt bestimmte Eigenschaften und erfüllt eine bestimmte Funktion im Boden. Je vielfältiger, desto besser, denn die Natur kennt keine Monokulturen. Dadurch werden die Nährstoffkreisläufe in Gang gehalten, Betriebsmittel reduziert und die Pflanzen übernehmen einen großen Teil der Bodenbearbeitung. Süßgräser können beispielsweise bei hohen Lagerungsdichten Verdichtungen aufschließen. Rauhafer hat allelopathische Effekte, ein hohes Stickstoffaneignungsvermögen und eine hohe Durchwurzlungsrate im Oberboden. Die Auswahl der richtigen Mischung hängt von der Vorfrucht, der nachfolgenden Kultur und der Bodenbeschaffenheit ab. Der Blick auf die Greening-Prämien darf nicht das ausschlaggebende Kriterium sein, sondern das Gesamtsystem. Angeboten werden biodiverse Mischungen von allen Saatgut-Anbietern. Die Empfehlungen gehen immer häufiger zu winterharten oder teilweise abfrierenden Zwischenfruchtmischungen, so dass der Boden in den Wintermonaten „grünaktiv“ bedeckt ist und im Frühjahr viel organische Masse als Gründüngung zur Verfügung steht. Die Bestände können für einen zusätzlichen Futterschnitt oder zum Beweiden genutzt werden und bieten damit wirtschaftliche Vorteile. Beim Beweiden werden gleichzeitig die Prozesse in der Natur nachgeahmt und das Bodenleben zusätzlich gefördert.

Die gemeinnützige Ökologische Wissensakademie und Christoph Felgentreu begleiten mit ihrem Zukunftstraining die Landwirte über die gesamte Vegetationsperiode hinweg und helfen, die Bewirtschaftungsmethoden nach und nach umzustellen. Ziel ist es, die Wirtschaftlichkeit der Betriebe zu verbessern und die Böden nachhaltig aufzubauen. Ein wichtiger Schwerpunkt ist das Begrünungsmanagement.

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