Start Wirtschaft und Finanzen Digitalisierung in der Führung – wie soll das gelingen?

Digitalisierung in der Führung – wie soll das gelingen?

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Es ist eben nicht nur die Technik, die sich ändert

Es bricht die Hochphase der Jahresrück- und Ausblicke an. Unschwer zu erraten, was wohl das zentrale Thema ist. Ja, was hat dieses Covid die Welt verändert. Über die Auswirkungen werden noch viele Arbeiten geschrieben und Diskussionen geführt. In der betrieblichen Realität allerdings wurde so manches erlebt und dabei sogar erkannt, dass eine Veränderung dann oft eine weitere nach sich zieht. Damit muss die Unternehmensführung erst einmal klar kommen…

Was hat sich vor allem im Bereich der Mitarbeiterführung in Unternehmen rasant entwickelt? Auf diese Frage schießen bei Diskussionen in den Firmen die Antworten meist ebenso schnell wie unisono durchs Horn: Digitalisierung! Transformation! Das ist offensichtlich, inzwischen sogar wenig überraschend. Und fast alle Analysen landen bei der Erkenntnis: Ja, das Business wird digitaler. Auch Führung wird digitaler. Das ist nicht mehr schwer festzustellen und für einmal kann man sich da risikolos in die Gilde der Prognostiker wagen.

Wenn ich in Gesprächen und Coachings hinhöre, was Führungskräfte beschäftigt und was sie tun, um ihr Unternehmen für die Zukunft fit zu machen, kann ich darauf zählen: Als Standard-Antwort hat sich die Digitalisierung längst etabliert, wird gerne gleich zu Beginn betont. So weit, so gut und das ist auch richtig so. Ich spüre allerdings auch, dass sich eine Schere auftut. Da sind diejenigen, die Digitalisierung als einen technischen Vorgang ansehen. Da werden Software-Lösungen evaluiert, da rüstet man in Sachen Homeoffice technisch auf, man sichert die entsprechenden Schnittstellen und führt ein Zahlsystem auf der Website ein, so dass Kunden künftig einfacher Online-Bestellungen vornehmen können. Genau das muss man jetzt tun, oder? Wenn nicht jetzt, wann dann?

Führung ist wichtiger als alles Technische und Digitale

Es gibt in den Betrieben aber auch die anderen, die Technik als das belassen, was sie ist – nämlich schlichtweg Technik. Nach wie vor arbeiten Menschen im Unternehmen und mit Verlaub: auch Kunden sind und bleiben Menschen. Zugegeben: Auch diese Klientel braucht zeitgemäße Technik, doch gleichzeitig muss sie den Mut haben, diese auch zu nutzen.

Es geht dabei vor allem auch um Inhalte. Ich stelle fest, dass sich die Führungsthemen inhaltlich verändern und das ist eigentlich wichtiger, als die Form, die eben technischer, digitaler wird. Menschen haben Sorgen – andere und vielleicht mehr als vor eineinhalb Jahren. Menschen leben ein neues Berufsleben – den einen macht das mehr Mühe, den anderen weniger.

Manche Mitarbeitende im Homeoffice nutzen die Chance, allein zu sein, genießen das Vertrauen und sind enorm produktiv. Anderen fällt die berühmte Decke auf den Kopf, es kommt zu mentalen Anspannungen, die Leistung leidet. Bei alledem, und ich stelle fest, dass es die Mehrheit ist, haben Chefinnen und Chefs unter diesen neuartigen Rahmenbedingungen eine gute Führungskultur entwickelt. Denn die Umstände prägen sehr wohl die Führung als auch die Beziehung zu den Mitarbeitenden.

Die neue Übergangsphase

Wir sind in diesen Wochen wieder einmal in einer Übergangsphase. Man versucht, einen sinnvollen Weg zwischen Präsenz- und Homeoffice-Arbeiten zu finden. Wer es packt, nutzt diese Unklarheit, in individuellen Einzelgesprächen abzustimmen, was die gegenseitigen Erwartungen zwischen Unternehmen und Mitarbeitenden – und umgekehrt – ist. Wann hat man sich denn das letzte Mal darüber unterhalten? Ein Spoiler, es auch auszuweiten und sich und diese Erwartungen voneinander besser kennen zu lernen. Denn im Unternehmen ist es eigentlich genau wie zu Hause: Wann haben Sie Ihre Frau bzw. Ihren Mann das letzte Mal nach seinen Träumen gefragt?

Was sich einmal mehr zeigt: Einfach formulierten Direktiven sind kaum das Beste sind. Das Entweder-Oder deckt nur das Grobe ab – und das mit wenig Nachhaltigkeit. Die einen stellen fest, dass in remoten Zeiten es noch entspannt war, alles Mögliche abzusagen – von Ausbildungsanlässen bis hin zu Mitarbeiterfeiern. Wer da ein feines Sensorium für Budgetkürzungen hat, findet: „Das könne man ja gerade so belassen… denn das schont nicht nur die Umwelt, sondern vor allem auch die Kasse!“

Führen ist auch Strategiearbeit

Die anderen sind froh, dass das endlich vorüber ist und holen wieder alles in den Präsenzmodus. Ironie der Geschichte und eine wahre Begebenheit: Ich wurde angefragt, ob ich einen Vortrag zu „Camera-Acting“ bei diversen Abteilungen und der Geschäftsleitung halte. Der Kunde legt aber Wert darauf, dass wir diesen Vortrag vor Ort und im Meeting-Raum in Präsenzform halten. Finde den Fehler… Ich rechne das dem Tatbestand zu, dass auf jede Pendelbewegung die Gegenbewegung ausschlägt. War 18 Monate online angesagt, verlegt man das alles wieder auf Präsenz. Sinnvoll ist hier nicht nur eine Mischung, sondern es braucht eine Strategie! Eine Strategie, wie digitales Arbeiten funktioniert. Da sollen Prozess geschrieben werden und nicht nur Reglemente, die besagen, dass nur ins Homeoffice darf, wer mindestens ein 40-prozentiges Teilzeitpensum hat.

Digitalisierung ist mehr als nur Technik, sie ist in erster Linie eine Führungsarbeit. Dazu gehören Gespräche, Mitarbeiteraustausch und strategisches Denken und Planen. Im Grund ist das nichts Neues, nur inhaltlich halt eben neu – so man dann möchte…

Stefan Häseli ist Kommunikationstrainer, Keynote-Speaker, Moderator und Autor mehrerer Bücher. Er betreibt ein Trainingsunternehmen in der Schweiz. Der Kommunikationsexperte begleitet seit Jahren zahlreiche Unternehmen bis in die höchsten Vorstände von multinationalen Konzernen.

Er doziert an Universitäten und Fachhochschulen im Themenfeld Kommunikation. Als Experte nimmt er im Radio und TV-Stationen immer dann Stellung, wenn Kommunikation irgendwo auf der Welt gerade eine entscheidende Rolle spielt. Er begeistert in seinen Fachartikel und Kolumnen mit feinsinnigem Humor.

In seinen Vorträgen und Seminaren vermittelt er Wissen kurzweilig und gespickt mit Beispielen aus der Praxis sowie amüsanten Anekdoten – stets mit einem liebevollen Augenzwinkern. Als ausgebildeter Schauspieler mit jahrelanger Bühnenerfahrung schreibt er ganze Abendprogramme selbst. Dazu kommen Engagements in Kino-Filmen, TV-Serien, TV-Werbespots und Schulungsfilmen.

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