(Mynewsdesk) München – Am 25. Mai 2020 kam George Floyd, ein Schwarzer Mann, in den USA durch rassistische Gewalt ums Leben – ein Verbrechen, das uns alle angeht. Auch in Deutschland gehen die Menschen seither auf die Straße, um gegen Rassismus zu protestieren. Das zeigt: Auch hierzulande gibt es dringenden Handlungsbedarf. „Wir müssen schon mit unseren Kindern über Rassismus sprechen!“, sagt Boris Breyer, stellvertretender Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer weltweit. Nur ist das gar nicht so einfach: „Kinder wollen verstehen – aber sie geben sich nicht mit jeder Antwort zufrieden.“ Deshalb hat die Hilfsorganisation die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst und gibt Tipps, was Eltern tun können, um mit ihren Kindern kompetent über Rassismus zu sprechen.
Was ist Rassismus?
Eine kindgerechte Erklärung könnte so aussehen: „Rassismus bedeutet, dass ich jemanden ablehne, gemein und unfreundlich bin, nur, weil er anders aussieht oder aus einer anderen Kultur kommt. Es spielt dabei keine Rolle, was er tut oder sagt. Ich interessiere mich nicht für seine Meinung oder seine Hobbys, es ist mir auch egal, ob er nett ist oder Humor hat. All das zählt nicht.“
Wie äußert sich Rassismus in unserem Alltag?
Überlegen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind, was in unserem Alltag rassistisch ist: Wenn jemand ausgeschlossen wird, weil er anders aussieht. Wenn niemand neben dem dunkelhäutigen Schüler sitzen möchte. Oder wenn einem Menschen anderer Herkunft dazu gratuliert wird, dass er gut Deutsch spricht. Vielleicht ist er ja hier aufgewachsen?
Wer Kindern Rassismus erklären will, muss sich auch selbst hinterfragen
Ein Gespräch mit den Kindern ist immer auch eine Chance, sich selbst auf die Schliche zu kommen und eigene Vorurteile zu entdecken: Bin ich wirklich so offen? Oder gibt es Situationen, in denen ich Andere aufgrund ihrer Kultur oder Hautfarbe beurteile? Die Möglichkeit, dies zu verändern, besteht immer.
Kindern spielerisch begreifbar machen, wie die Welt aussieht
In vielen Kinderbüchern sind alle Jungen und Mädchen hellhäutig und unter den Buntstiften gilt ein blasses Rosa als Hautfarbe. Bringen Sie die Welt ins Kinderzimmer: Hautfarbe kann alles Mögliche sein, rosa, gelbbraun, dunkelbraun. Und jede Kultur hat wunderbare Geschichten zu bieten.
Welche Worte sollten Eltern ihren Kindern erklären?
Begriffliche Unterscheidungen wie „People of Color“, „Schwarze Person“ oder „farbig“ sind für Kinder nicht leicht zu verstehen. Deshalb: Erklären Sie Ihrem Kind, dass es nicht relevant ist, ob ein Mensch „schwarz“ oder „weiß“ ist. Warum sollte man einen Schwarzen Freund als Schwarzen Freund bezeichnen? Er kann einfach Theo sein, der zum Beispiel super Fußball spielt.
Realistisch sein und nicht aufgeben
Es ist traurig, aber man muss auch realistisch sein: Ihr Kind wird regelmäßig mit Rassismus konfrontiert sein – wenn auch vielleicht nicht am eigenen Leib. Denn Rassismus existiert und wird nicht von heute auf morgen verschwinden. Er hat eine lange Geschichte und ist tief im System verankert. Alle müssen mitmachen, sonst wird sich langfristig nichts ändern. Nehmen Sie das als Ansporn, um mit Menschen im Umfeld zu reden und sie zu mobilisieren. Die Zauberformel lautet: Rassismus permanent sichtbar machen, aufzeigen und darüber sprechen. Aufstehen, laut sein – Missstände und Diskriminierung zum Thema machen. Machen Sie Ihrem Kind klar, dass es um Verantwortung und Respekt füreinander geht.
Was kann mein Kind gegen Rassismus tun?
Suchen Sie gemeinsam mit ihrem Kind nach Möglichkeiten zu handeln. Sich gegen Rassismus einzusetzen kann bedeuten, dass ich Stellung beziehe, wenn ein Mitschüler anderer Herkunft ausgegrenzt wird. Oder dass ich selbst mehr auf meine Sprache achte. All die kleinen Dinge machen einen Unterschied.
Die SOS-Kinderdörfer sind vielerorts ein lebendiges Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung: Es gehört zu ihren Grundsätzen, Kinder in Not zu unterstützen, unabhängig von ihrer Herkunft, Hautfarbe oder Religion. Im SOS-Kinderdorf Ksarnaba im Libanon wachsen Sunniten, Schiiten und Christen zusammen auf, in den SOS-Kinderdörfern in Ecuador finden sowohl Nachkommen der Ureinwohner als auch der europäischen Einwanderer ein Zuhause und in Indien freuen sich christliche Kinder, die Feste ihrer Hindu-Freunde mit zu feiern – und umgekehrt.
25.06.2020
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E-Mail: boris.breyer@sos-kd.org www.sos-kinderdoerfer.de
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Die SOS-Kinderdörfer sind eine unabhängige soziale Organisation, die 1949 von Hermann Gmeiner ins Leben gerufen wurde. Seine Idee: Jedes verlassene, Not leidende Kind sollte wieder eine Mutter, Geschwister, ein Haus und ein Dorf haben, in dem es wie andere Kinder in Geborgenheit heranwachsen kann. Aus diesen vier Prinzipien ist eine global agierende Organisation entstanden, die sich hauptsächlich aus privaten Spenden finanziert. Sie ist heute mit mehr als 575 Kinderdörfern und rund 2.500 weiteren SOS-Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen, Jugendeinrichtungen, Ausbildungs- und Sozialzentren, Krankenstationen, Nothilfeprojekte und der SOS-Familienhilfe in 137 Ländern aktiv. Weltweit unterstützen die SOS-Kinderdörfer etwa 1,5 Millionen Kinder und deren Angehörige.
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